Fachartikel
Reduzierung der zurückgerufenen Fahrzeuge um 40% möglich!
Folgen von Rückrufaktionen
München – Rückrufaktionen bei Automobilherstellern sind ein Dauerbrenner in den Nachrichten. Voraussichtlich werden allein in Deutschland zwischen 3 und 4 Millionen Fahrzeuge in 2019 zurückgerufen. Neben der technischen Komplexität des Rückrufs, ist die Anzahl der betroffenen Fahrzeuge der entscheidende Faktor für die Bewertung des finanziellen Risikos. Es herrscht sowohl beim OEM als auch beim Lieferanten überwiegend Unklarheit über die potenziell betroffene Rückrufmenge im Schadensfall. Durch die Sicherstellung der Rückverfolgbarkeit können die Auswirkungen von Rückrufen reduziert werden. OEMs und Zulieferer setzen die Anforderungen unterschiedlich um – die Anzahl an zurückzurufenden Fahrzeugen schwankt somit erheblich.
Quantifizierung der potenziellen Rückrufmengen in der Praxis
Die Gründe für hohe Rückrufmengen liegen zum einen in der steigenden Anzahl von Gleichteilen, zum anderen in der jeweiligen Produktionssteuerung. KBC hat ein Vorgehen zur Bewertung und Reduzierung der potenziellen Rückrufmenge entwickelt und erfolgreich pilotiert:
Für eine hohe Anzahl an betroffenen Fahrzeugen im Falle von schadhaften Komponenten lassen sich mehrere Haupttreiber in der Produktion identifizieren. Dies sind hohe Chargengrößen, Gruppier- / Sortiervorgänge und damit einhergehend die Verletzung von First in First Out (FiFo) sowie eine Vermischung der im Produktionsprozess verwendeten und dokumentierten Einheiten. Die drei Treiber werden in der Praxis für jeden einzelnen Produktionsschritt einer Komponente identifiziert. Somit lassen sich dann die potenziell betroffenen Mengen quantifizieren und bewerten.
Ableitung von Maßnahmen zur Verringerung der potenziellen Rückrufmenge
Für jeden Produktionsschritt und Treiber werden anschließend Stellhebel zur Optimierung identifiziert. Zu den Top Maßnahmen gehören:
- Durchgängige Einhaltung von FiFo sowie eine systemseitige Sperre im Buchungssystem.
- Durchgängige Trennung von Wareneingangs-Chargen bis zur Montage (keine „Verwirbelung“) für die funktionstragende Komponente.
- Reduzierung von Chargengrößen im eigenen Produktionsprozess (z.B. von Schicht auf KLT).
- Erhöhung der Dokumentationstiefe (z.B. Einführung einer dynamischen Labelbedruckung).
Durch die Umsetzung der Maßnahmen lässt sich die potenzielle Rückrufmenge präventiv im Schnitt um 40% verringern. Dieses Vorgehen reduziert das finanzielle Risiko im Falle eines eintreffenden Rückrufs erheblich.