Fachartikel
Die grüne Disruption: Nachhaltigkeit
Der Klimawandel, vor allem der steigende CO2-Ausstoß, ansteigender Ressourcenverbrauch, das weltweite Bevölkerungswachstum und nicht zuletzt die aktuelle weltumspannende Pandemie des COVID-19-Virus wird dem Thema Nachhaltigkeit enormen Aufwind geben. Unternehmen sollten sich dieser Herausforderung stellen und auch die Nachhaltigkeit in den Fokus ihrer Strategie setzen, um daraus ihren eigenen Wettbewerbsvorteil zu generieren.
KLIMAWANDEL
Hypothese
Unternehmen werden in Zukunft – sehr viel stärker als bisher – Rechenschaft über die emittierten Treibhausgase in ihrer Produktion, ihrer Lieferkette und aus der Nutzung ihrer hergestellten Güter ablegen müssen.
Wahrnehmung
Die UN-Klimaschutzabkommen der letzten Jahre, die nationalen Klimaschutzgesetzgebungen und nicht zuletzt die Jugendbewegung „Fridays for Future“ zwingen immer mehr Unternehmen dazu, ihre eigene Nachhaltigkeitsstrategie transparent zu machen und den Beitrag zu Klimaschutzzielen aufzuzeigen. Auch steht neben der Nachhaltigkeit der eigenen Produktion in Zukunft, die der eigenen globalen Lieferketten und der gesamte Lebenszyklus der hergestellten Produkte inklusive des Recyclings im Fokus der Frage: „Wie nachhaltig ist das“?
LUFTVERSCHMUTZUNG
Hypothese
Durch den globalen wirtschaftlichen Lockdown kann die Welt das erste Mal kollektiv und unmittelbar erleben, was mit unserer Umwelt passiert, wenn wir weniger Schadstoffe produzieren.
Wahrnehmung
Die Umweltsatelliten der NASA und der ESA haben einen deutlichen Rückgang von Luftschadstoffen über China aus Abgasen von Verkehr, Kraftwerken und Fabriken gemessen. Grobe Schätzungen gehen von einer Reduktion von mehr als 40% aus.
Die BBC berichtet, dass in New York derzeit 50% weniger Kohlenmonoxide in der Luft gemessen würden. Daten des Satelliten Sentinel-5P zeigen einen starken Rückgang der Stickstoffdioxid-Konzentrationen über Großstädten in ganz Europa – insbesondere in Mailand, Paris und Madrid.
Das Wasser in Venedig ist glasklar, Delfine kehren in die Häfen Italiens zurück und Deutschland wird nach Abschätzung der Berliner Denkfabrik Agora entgegen aller Erwartungen sehr wahrscheinlich die selbst gesteckten Klimaschutzziele 2020 unterbieten können.
Die positiven Auswirkungen auf das Klima durch den weltweiten Lockdown sind klar und unmittelbar erkennbar.
GLOBALISIERUNG
Hypothese
Die Nachfrage nach nachhaltigen, lokal hergestellten Produkten wird nach Überwindung der COVID-19-Pandemie sehr viel höher sein, da die Auswirkungen der Globalisierung, weit vernetzter Lieferketten und die damit zusammenhängenden Risiken zu einer Sensibilisierung der Märkte führt.
Wahrnehmung
Die Einkaufsstrategien vieler Unternehmen und Organisationen, in Low Cost Countries (LCC) oder Best Cost Countries (BCC) Produkte einzukaufen, führen in der momentanen Situation zu teilweise extremen Versorgungsproblemen. Atemschutzmasken oder Schutzkleidung, die in Asien wegen des Preisvorteils bezogen wurden, mutieren wegen ihrer plötzlichen „Systemrelevanz“ zur Mangelware und unterliegen einem globalen Preiskampf. Sicherlich auch die sinkenden Nachfragen bei Endkunden, aber eben auch die Anfälligkeiten der automobilen Lieferketten in einem globalen Netzwerk lassen Schwächen der Globalisierung erkennen. Wenn die Krise vorbei ist, und alles gleichermaßen wieder hochfährt, wird ein weiterer Effekt der vernetzten Lieferketten sichtbar werden – ihre Trägheit.
Unsere Sicht
Wir glauben daran, dass das Thema „Nachhaltigkeit“ DIE zweite Disruption nach der Digitalisierung sein wird. Unternehmen werden Wettbewerbsvorteile verspielen, wenn sie ihren Beitrag zum Klimawandel nicht glaubhaft machen können. Das Nachfrageverhalten von Märkten wird sehr viel mehr nachhaltiger werden und Unternehmen und Organisationen werden wieder stärker dem eigenen Risikomanagement zuhören, wenn es um strategisches und nachhaltiges Sourcing geht. Die „Nachhaltigkeit“ wird Unternehmen und ihre Produkte vom Markt verdrängen, die sich dieser Herausforderung nicht stellen.